Konservierung Neuer Medien und Digitaler Information

Was wäre, wenn künftige Historiker unsere Kultur und Geschichte ohne Fotografien, Videofilme oder digitale Schriftaufzeichnungen rekonstruieren müssten? – Angesichts der schleichenden Auflösungsprozesse von Bild- oder Trägermaterial bei analogen Fotografien und der schnell veraltenden Wiedergabetechnologien von elektronischen Medien ist dieses Szenario wahrscheinlicher als manche von uns wahrhaben möchten. In nahezu allen Museen, Archiven, Bibliotheken und Sammlungen dieser Welt werden Spezialistinnen und Spezialisten benötigt, die mit verlässlichen Strategien diesem drohenden Verlust immenser Bestände vorbeugen.

 

Es existieren Tausende von Regalkilometern mit Magnetbändern, Filmdosen, Fotosammlungen und Tonträgern in vielfältigen Formen und Materialien, die aufgehoben, geschützt und digital zugreifbar gemacht werden müssen. Hinzu kommen komplexe Kunstwerke, die mitunter aus mehreren Medien bestehen und die in sich erhalten und erfahrbar bleiben müssen. Längst bilden auch die Speicher für digitale Daten selbst eine gänzlich neue Kategorie von Archivalien. Keine Sammlung, die nicht oder noch immer vor der großen Aufgabe steht, dieses Gedächtnis für die Zukunft zu erhalten oder in neue Formen zu wandeln. Um diese Kulturgüter für kommende Generationen lesbar, sichtbar und hörbar zu machen, braucht es ein umfangreiches Wissen um die verschiedenen vergangenen und aktuellen Verfahren, und eine hohe Kompetenz zur Übersetzung und Erhaltung in ein zukunftsträchtiges repräsentatives Digitalisat.

 

Der Masterstudiengang „Konservierung und Restaurierung Neuer Medien und Digitaler Information” begreift diese Aufgabe auf drei Ebenen. Einerseits sollen die Kulturobjekte im Sinne der präventiven Konservierung so lange wie möglich erhalten bleiben. Das bedeutet, die Materialien der Medien identifizieren zu können, ihre individuellen Lagerungsbedingungen zu kennen und über geeignete konservatorische Maßnahmen vor allem in Bezug auf das Klima im Depot für eine möglichst lange Haltbarkeit zu sorgen. Eine minimal invasive Restaurierung unterstützt die präventive Konservierung.

 

Weitere Informationen zum Studiengang unter www.abk-stuttgart.de

Das Madonnenprojekt

Während ihres Praxissemesters 2019/2020 an der ABK Stuttgart ergab sich für die Kollegiatin und Kunstwissenschaftlerin Lisa Braun die einmalige Gelegenheit, mit zwei Studentinnen der Gemälde- und Skulpturenrestaurierung zusammenzuarbeiten, die sich im Rahmen studentischer Projektarbeiten zeitgleich mit der Untersuchung zweier Madonnenskulpturen befassten.

 

Die Bachelorstudentin Julia Sachse und die Masterstudentin Anna Egeler bearbeiteten in Kooperation mit der Abteilung Restaurierung des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg die beiden spätgotischen Madonnenskulpturen. Diese Skulpturen repräsentieren zwei der erfolgreichsten Ulmer Bildschnitzerwerkstätten um 1500: Die Werkstatt Niklaus Weckmann und die Werkstatt Michel Erhardt. Schon auf den ersten Blick traten erstaunliche Unterschiede zwischen den beiden Skulpturen zu Tage, vor allem in Bezug auf den heutigen Erhaltungszustand und die Herstellung. Hand in Hand arbeiteten die drei Nachwuchsforscherinnen aus den Disziplinen der Konservierung/Restaurierung und der Kunstwissenschaft an der Untersuchung und Erforschung der Madonnenskulpturen. Sie kombinierten kunsttechnologische Ergebnisse mit Provenienzforschung und Stilkritik und konnten so Teile der wechselhaften ‚Madonnenleben‘ rekonstruieren und Rückschlüsse auf Auftrag, Intention und Arbeitsweise der spätmittelalterlichen Künstler ziehen.

Durch die Zusammenarbeit konnten die Blickwinkel beider Disziplinen wechselseitig erweitert und Ergebnisse generiert werden, die eine ganzheitliche Betrachtung und Einordnung der Madonnenskulpturen ermöglichten.

Entstanden in

mit AM Peter Vogel, Prof. Wibke Neugebauer, Prof. Anna von Reden

Details

Betreuung: Jochen Ansel (Landesamt für Denkmalpflege BW)

 

Mitwirkende:

Dr. Dörthe Jakobs (Landesamt für Denkmalpflege BW)

Prof. Dr. Christoph Krekel (ABK Stuttgart)

Dr. Tilly Laaser (Universität Konstanz)

Prof. Dr. Karin Leonhard (Universität Konstanz)

Kloster Ochsenhausen

St. Peter und Paul, Weißenau

Video und Schnitt: Manuel Schaub (Universität Konstanz)

 

https://www.rahmenwechsel.uni-konstanz.de/projekte/lisa-braun

 

http://www.abk-stuttgart.de/studium/studienangebote/gemaelde-und-skulpturenrestaurierung.html

 

https://www.denkmalpflege-bw.de/denkmale/filme/bau-und-kunstdenkmalpflege/

 

https://www.kloster-ochsenhausen.de/start

 

https://www.kath-rv.de/kirchengemeinden/ravensburg-sued/weissenau-st-peter-und-paul.html